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Quelle Beitrag: Geschrieben von Detlev Schönauer Beitragsfoto: Pixabay
Rentner sein, ist oft sehr fein, vor allem in Ungarn, doch manchmal bin ich auf die jungen Leute neidisch. Also auf die in Ungarn, die jungen Menschen in Deutschland sind ja eher zu bedauern.
Daran ist alleine schon die unterschiedliche Mentalität schuld. Jeder weiß: in Deutschland lebt man, um zu arbeiten, das ist in Ungarn umgekehrt: dort arbeitet man nur, um zu leben.
So warten viele deutsche Frauen mit dem Nachwuchs bis zum allerletzten Moment – nach Ausbildung, umfangreicher Selbstfindung und den ersten Karriere-Erfolgen, eben bevor die Uhr ganz abgelaufen ist. Daher wachsen auch so viele Kinder ohne Geschwister auf – ihre Eltern sind schon so alt, dass sie oft mit den Großeltern verwechselt werden. Als Mittel gegen eine drohende Überalterung setzt man in Deutschland daher auf den Zuzug junger gebärfreudiger Zuwanderer und pfeift auf die offensichtlichen Gefahren kultureller Vielfalt.
Das ist in Ungarn ganz anders: dort sieht man, gerade im Sommer, so viele junge Frauen und Männer auf den Straßen – und fast alle haben sie Kinder dabei, meist sogar mehrere! Gerade in Budapest ist mir dabei aufgefallen, wie viele junge Mädels keck im Minirock und bauchfrei durch die Straßen schlendern. In Deutschland würde man das überaus mutig nennen, da trauen sich das heute immer weniger, man will ja nicht testosterongeschwängerte Neubürger in Versuchung führen …
Hier in Ungarn hat man sowieso oft das Gefühl, dass die Zeit stehengeblieben ist. Als Deutscher wähnt man sich wie in den siebziger Jahren, in der „guten alten Zeit“. Ja, man empfindet hier sogar etwas wie einen Aufschwung: es geht noch richtig aufwärts, wohingegen in Deutschland alles nur noch den Bach runter plätschert.
In Ungarn fühlt man, dass es den Menschen immer besser geht, das sieht man ihnen auch an. Nicht zuletzt sind auch die vielen Kinder Ausdruck einer gestiegenen Zuversicht ihrer Eltern, und ihres wachsenden Vertrauens in die Zukunft.
Die Kleinen sind übrigens nicht Ausdruck ungehemmter ungarischer Fleischeslust, sondern gewollt – nicht nur von den stolzen Eltern, auch vom Staat. Zwei, drei Kinder pro Familie sind ganz normal. Die fruchtbare Fortpflanzerei ist in Ungarn auch eine Art Steuersparmodell, denn der üppige Kindersegen lohnt sich: so hat jede Familie Anrecht auf immer mehr Steuervergünstigungen und sogar einen zinslosen Kredit, um Wohnraum zu erwerben.
Hier nimmt man seine ehelichen Pflichten noch ernst und schnackselt sich in eine sorgenfreie Zukunft. Diese Lust macht sich bezahlt: Frauen mit mindestens vier Kindern zahlen lebenslang keine Einkommensteuern mehr.
Das klingt wie im Schlaraffenland und hat auch entsprechende Auswirkungen: die Zahl der Eheschließungen ist stark angestiegen. Wenn das keine konsequente Familienpolitik ist!
Diese ist übrigens dem fünffachen Familienvater Orbán und seiner Regierung zu danken – als Antwort Ungarns auf das Problem der Überalterung. Er meinte: Was brauchen wir Migranten aus anderen Ländern, deren Kultur mit der hiesigen nur sehr schwer vereinbar ist, wenn wir unsere Bevölkerung auch aus eigener Kraft so zahlreich wie nötig halten können!